Wenn es dir wie mir geht, nimmst du deine Kamera oft mit und kehrst ohne Foto wieder heim. Mir passiert das, wenn ich mir vorab keine Gedanken darüber gemacht habe, welche Motive ich festhalten möchte. Ich habe keine konkrete Aufgabe und laufe an vielen fotografischen Gelegenheiten vorbei.

Regelmäßig beneide ich kreative Menschen, die mit ihrer Kamera losziehen und auf immer wieder neue Motive stoßen. Das passiert mir auch, allerdings in der Regel innerhalb eines definierten Rahmens. Ganz selten kommt es vor, dass ich mich „frei“ auf der Straße bewege und dabei Motive finde, die ich wirklich fotografieren möchte.

Mir fällt es deutlich leichter, mir bestimmte Situationen vorzustellen, die mir an den Orten, die ich zu besuchen denke, begegnen könnten. Beispielsweise Licht-Schatten-Spiele im urbanen Umfeld, bei praller Mittagssonne. Diese thematische Eingrenzung hilft mir, gezielt nach diesen Motiven Ausschau zu halten. Ich kann dadurch andere Einflüsse meiner Umgebung leichter ausblenden.

Mache ich das nicht, rotiert mein Kopf und ich stelle mir stets die Frage, was würde ich mit dem fertigen Bild anfangen? Vielfach finde ich darauf keine für mich relevante Antwort und die Kamera bleibt in der Tasche. Mit einer festen Aufgabe vor Augen ist mir das noch nie passiert.

Vor einigen Jahren begegnete mir das Kommunikationsmodell von Lasswell. Das sieht im Wesentlichen wie folgt aus:

Lasswell-Formel

  1. WER
  2. sagt WAS
  3. über welchen KANAL
  4. zu WEM
  5. mit welchem EFFEKT

 

(1) Sender, (2) Botschaft, (3) Medium, (4) Empfänger und (5) Wirkung. Ein simples Modell, das zwar den Kommunikationswissenschaften entstammt, aber genauso auf die Fotografie anwendbar ist. Im Endeffekt ist Fotografie auch Kommunikation zwischen Fotograf und Bildbetrachter. Anfangs habe ich mir Fragen und Antworten tatsächlich notiert um mir darüber klar zu werden, was ich an Tag x fotografisch umsetzen möchte. Das mache ich heute nur noch äußerst selten. Allerdings gehe ich gedanklich die Punkte vor jedem Fotografieren durch um mich einzustimmen.

 

Beispiel: Promotion

  1. WER: Deutsches Fußballmuseum & Veranstalter des FIFA-Turniers
  2. WAS: Übergabe des symbolischen Spendenschecks für die Neven Subotic-Stiftung als Ergebnis des Events
  3. KANAL: Website, Social Media, Presse, …
  4. WEM: Fans, Veranstalter, Veranstaltungsorte, …
  5. EFFEKT: Positive Assoziation beider Institutionen mit dem Einsatz für soziale Zwecke

Für mich ist die Lasswell-Formel ein nützliches Tool in meinem Foto-Alltag geworden. Probiere, sie anzuwenden und entscheide selbst, ob sie auch in deiner Fototasche einen Platz findet. Bei mir tut sie das als Bestandteil meines Documentary Photographer’s Field Guide. Diesen findest du im Download-Bereich meiner Website. Nach dem Herunterladen einfach ausdrucken, falten, laminieren und überall hin mitnehmen. Das DIN A5-Format passt quasi in jede Tasche.

Weitere Inhalte sind unter anderem die Storytelling-Methode der Heldengeschichte und die LIFE-Formel der Bildtypen. Du hast noch nie davon gehört? Dann könnten die verlinkten Artikel einen Blick wert sein.

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