Viele Fotografen, die am Anfang ihrer Karriere oder Hobby-Laufbahn stehen, suchen nach „ihrem“ Stil. Einige sind der Auffassung, mit offener Blende zu fotografieren oder Bilder mittels eines gekauften Farblooks zu bearbeiten, seien ihr Stil. Dabei ist Stil so viel mehr.
Meine Anfänge
Als ich mit der Fotografie begann, interessierte ich mich zunächst für die Technik. Sobald die Grundlagen saßen, rückten sie in den Hintergrund und ich begann, mich mit anderen Aspekten zu befassen: Komposition, Bildbearbeitung und einiges mehr. In allen Phasen suchte ich mir Vorbilder – oder besser: Inspiration. Ich fand meine Meister und finde weitere für neue Phasen, in die ich eintauche. Immer mit dem Ziel, durch das Studieren ihrer Sicht- und Herangehensweise irgendwann selbst vom Lehrling zum Meister aufzusteigen.
Nach diversen Jahren des Fotografierens sehe ich mich weiterhin unendlich weit vom Status eines Meisterfotografen entfernt. Wie viele andere auch, neige ich dazu, gelegentlich an meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Das Feld der Fotografie ist weit. Man kann ein Leben lang dazulernen. Meine imaginäre Liste von Kenntnissen, die ich mir gern aneignen würde, ist gefühlt unendlich. In solchen Momenten der Selbstzweifel hilft es, die andere Seite der Medaille zu betrachten und sich so vor Augen zu führen, was man alles schon gelernt hat.
Dazu zähle ich mehr als sich anzuschauen, welche Fototechnik man inzwischen einigermaßen beherrscht.
Meine Erkenntnisse
Jeder Mensch recherchiert beispielsweise unterschiedlich, komponiert Aufnahmen auf seine Weise, kommuniziert höchst individuell mit seinem Gegenüber und löst Probleme mithilfe seines ganz eigenen Erfahrungsschatzes. Wir interessieren uns für verschiedene Themenkomplexe, wählen die – aus unserer Sicht – richtige Perspektive und bestimmen damit maßgeblich Aussage und Wahrnehmung unserer Werke. Unsere Fotos enthalten immer ein Stück von uns selbst. Das sollten wir nutzen, indem wir möglichst Projekte gemäß unserer eigenen Interessen auswählen. Auf diese Weise werden sie äußerst persönlich – und damit auch besonders stark.
In der Kunst werden Epochen und Künstler innerhalb dieser üblicherweise im Nachhinein von Historikern eingeordnet. Statt den Job der Historiker machen zu wollen, sollten wir Fotografen eins tun: Fotografieren. Möglicherweise wird man erst im Nachhinein auf unser Schaffen aufmerksam. Denn nicht immer war die Bedeutung eines Künstlers bereits zu dessen Lebzeiten klar. Traditionell konnten immer nur sehr wenige Künstler sehr gut von ihrer Kunst leben. Kommerzieller Erfolg ist daher kein geeigneter Gradmesser für Qualität und Bedeutung der eigenen Arbeit oder der von anderen.
Fazit
Entscheidend ist, mit wieviel Leidenschaft du bei der Sache bist. Je mehr du fotografierst und dich mit Elementen wir Farb- oder Bildgestaltung beschäftigst, desto mehr wirst du zu dir selbst finden. Die Frage, ob du deinen Stil jemals bewusst als solchen wahrnehmen wirst, vermag ich dir nicht zu beantworten. Aber eins ist ganz sicher: Du hast deinen ganz eigenen Stil, Dinge anzugehen – auch die Fotografie. Und dieser Stil wird sich mit wachsender Erfahrung ebenfalls weiterentwickeln.
Bonus
Einige Monate nach Erscheinen dieses Artikels stieß ich auf ein Video des australischen Fotografen Peter Coulson. Er ist seit Jahrzehnten in der Branche unterwegs und ein angesehener Fashion-Fotograf, der besonders aufgrund seiner Erfahrung und seiner kommunikativen Fähigkeiten im Umgang mit Models gebucht wird. Sein beeindruckendes Studio hat er sich über Jahrzehnte erarbeitet, teilweise über mehrere Jahre lang sieben Tage die Woche, wie er selbst sagt. Ich möchte dich herzlich einladen, dir seine Worte anzuhören.
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