Reportagen finden üblicherweise nicht innerhalb des eigenen Wohnzimmers oder Studios statt, sondern „on location“, wie es im schönen „Fotografen-Deutsch“ heißt. Am vergangenen Wochenende war die Location, in der ich fotografierte, einmal mehr das Dortmunder FZW. Dort fand der DG Winter Clash 2016 statt. Ein Gaming-Event. Kurzzeitig war Improvisation gefragt.

Während meiner Reportage-Tätigkeit kam der Verantwortliche für den Live-Stream eines der vor Ort gespielten Titel auf mich zu und fragte, ob ich für ihn acht Fotos schießen könne. Sein Plan war, die Top 8 mit aktuellem Bild innerhalb des Live-Streams zeigen zu können, wenn die Spielpaarungen eingeblendet werden. Irgendwann innerhalb der nächsten Stunde etwa würden diese acht Akteure feststehen und er würde dann auf mich zukommen.

Er kam auf mich zu.

Ich wechselte auf ein Portrait-Objektiv, in diesem Fall eine günstige 50 Millimeter-Festbrennweite mit einer maximalen Blendenöffnung von f/1.8 und eilte zur größten Bühne der Veranstaltung, wo die Spieler und er bereits auf meine Ankunft warteten. Während meines Weges durch die Halle überlegte ich kurz, wie ich am besten einen einigermaßen ruhigen Hintergrund erzielen kann, von dem sich die Fotografierten bestmöglich abheben. In der Kürze der Zeit schwierig. Daher entschied ich mich für eine komplett geöffnete Blende und einen möglichst großen Abstand zwischen meinem Gegenüber und der Wand dahinter, wodurch eine maximale Unschärfe im Hintergrund entstehen sollte.

Die Spieler sind allesamt keine Models. Entsprechend machte ich mir natürlich auch Gedanken, wie ich es ihnen möglichst einfach machen kann – wohlwissend, dass ich bestenfalls nur eine Minute Zeit pro Person haben würde um den weiteren Ablauf der Veranstaltung nicht zu verzögern. Ich platzierte die Akteure auf einem Stuhl, den ich vor eine mit einer Softbox ausgestatteten Video-Leuchte stellte. Somit hatte ich automatisch ein Ein-Licht-Setup, das mir eher eine gleichmäßige Ausleuchtung der Gesichter garantierte als das schwache, direkt von oben kommende Kunstlicht der Halle selbst.

Üblicherweise fotografiere ich im RAW-Format. In diesem speziellen Fall sollten die Fotos allerdings direkt weiterverarbeitet werden, so dass für RAW-Entwicklung oder Retusche keine Zeit blieb. Aus diesem Grund stellte ich meine Kamera auf JPG um. In der Eile vergaß ich leider den Weißabgleich auf manuell zu stellen. Das Gesicht des jungen Mannes im violetten Pullover wurde etwas zu gelb, da der automatische Weißabgleich versuchte den hohen Violett-Anteil im Bild auszugleichen. Im Nachhinein habe ich dies bestmöglich behoben. Da die Abweichung nicht zu groß war, ließ die JPG-Datei dies eben noch zu. Ebenso hob ich den Kontrast in den hier gezeigten Fotos etwas an um diese noch etwas „knackiger“ zu machen.

Meine Belichtungseinstellungen wählte ich manuell. Der spätere Sieger des Turniers durfte als Erster auf dem Stuhl Platz nehmen. Die Fotos sind in chronologischer Reihenfolge eingefügt. Nach zwei Testfotos passte die Belichtung. Für die Technik-Nerds: 1/125s, f/1.8, ISO 800. Die 1/125-Sekunde habe ich bewusst gewählt um Bewegungsunschärfe – durch mich oder mein Gegenüber – möglichst auszuschließen. Die offene Blende hatte ich vorab bereits erläutert. Der benötigte ISO-Wert ergibt sich aus Blende und Belichtungszeit. Dieser ist ein Kompromiss, der auf das wenige Licht in der Halle zurückzuführen ist. Die Video-Leuchte war eine enorme Verbesserung, hätte allerdings noch etwas stärker sein dürfen.

Mehr zum DG-Event gibt es in den nächsten Tagen zu sehen. Die Fotos sind noch „in der Mache“. Ich brauchte gerade eine Pause vom Bearbeiten der Bilder und dachte mir, ich lasse euch auf diese Weise einmal an einer der vielen Herausforderungen teilhaben, von denen man am Anfang des Tages noch nichts geahnt hat.

P.S.: I switch to english language here as I want to give away those photos to the 8 players for free. Please contact me if you find yourself in one of those pictures and I will forward your portrait in full resolution. Thanks for showing up!

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